Mit am meisten habe ich mich im Vorfeld unserer Reise auf das japanische Essen gefreut. In vielerlei Hinsicht hat sich diese Vorfreude auch erfüllt - allerdings nicht ohne Einschränkungen.
Wenn man durch die Straßen läuft und an sehr vielen kleinsten Essräumchen (Restaurant wäre weit übertrieben) vorbei läuft, bekommt man ständig einen Heißhunger. Es duftet so phantastisch, dass man - trotz vollem Magen - gleich wieder Platz nehmen möchte.
Oft handelt es sich um 6-8 m² große Räume mit 3 - 8 Sitzplätzen an der Theke. Meistens sind sie belegt, dann muss vor der Tür auf einen freien Platz gewartet werden. An beliebten Lokalen dauert es so schon mal 30 min, bis man einen Platz bekommt.

Für uns gaijin ist die Wahl eines Essen sehr einfach: in der Auslage der Lokale gibt es immer ein in Plastik gegossene Version vorhandener Gerichte. Auch JapanerInnen sehen hier immer erst, worauf sie gerade Lust haben und suchen sich so das passende Lokal. Denn oft gibt es 20-30 kleinste Lokale direkt nebeneinander.

Wir haben hier super leckeren Sushi, Sashimi und Fisch genossen. Aber auch die Fleischesser sind mit Jakitori, gebratenem Schweine- oder Hühnerfleisch mit ungewohntem Dressing nicht am Verhungern. Ganz zu schweigen von den oft unbekannten Innereien, eingelegten Gemüsesorten oder aus Reis geformte Mochi. Abends wird in vielen kleinen Lokalen gegessen und noch mehr getrunken - was wir uns aber angesichts des nicht mehr vollen Geldbeutels geschenkt haben.
Der Nachteil: das Essen in den Abendlokalen ist sehr teuer - unter 30€ geht man da nicht raus und dabei ist man noch nicht mal gesättigt. Andererseits kann man in vielen Supermärkten sich leckere Gerichte kaufen und vor Ort heiß zubereiten lassen. Da kostet das Ganze dann oft nur noch ein Zehntel. Nur die Atmosphäre ist nicht dabei.

Noch extremer wird es mit dem Trinken. Tee gibt es in der Regel umsonst, ein Glas Bier kostet locker mal 7-10€. Macht bei 2-3 Bier 20€. Sake ist noch etwas teurer - und man spürt am nächsten Morgen den Genuss am klopfenden Gehirn.
Den Abschuß bietet aber das weit überteuerte Obst. Ein nicht mehr ganz frischer Apfel kostet im Supermarkt 1€, etwas bessere kosten im 3-er Pack 5€. Honigmelonen gibt es teilweise für 25€ pro Stück. Und selbst 2 kleine Bananen kosten 2€. Aus diesem Grund leben wir derzeit fast obstfrei. Und beim Gemüse sieht es nicht viel besser aus.

Ein Highlight dagegen sind die Süßwarenabteilungen der Kaufhäuser. Hier könnten wir an jedem Stand Leckereien verkosten bis der Magen platzt. Manche sind gewöhnungsbedürftig, da oft mit Reis und roter Bohnenpaste gearbeitet wird. Der Genuss ist aber himmlisch.
Zugnahrung

Während unserer teilweise lange Zugfahrten haben wir immer "obento" gekauft. Das sind vorgefertigte und eingeschweißte Gerichte, die es auf allen Bahnhöfen gibt. Diese sind sehr lecker und die Auswahl ist gigantisch groß. Für den kleinen Hunger gibt es "onigili" - das sind in Algen eingepackte, mit Fisch oder Gemüse gefüllte Reisbällchen. Sie sind schmackhaft und stillen den Hunger.
Mitbringsel
Eine unangenehme Eigenschaft in Japan ist es, dass zu Besuchen jeweils etwas mitgebracht werden sollte. Wegen dieser Tradition hat sich eine gigantische "Mitbringselindustrie" gebildet, die allgegenwärtig ist. Auf den Bahnhöfen, in den Kaufhäusern und Einkaufsstraßen findet man überall Läden, wo spezielle Mitbringsel gekauft werden können - zu sehr überhöhten Preisen versteht sich. Da gibt es auch schon mal einen Karton Obst für 100€ - so hübsch verpackt, dass man sich kaum traut davon zu essen. Viele süße Reisspeisen schmecken aber vorzüglich.
Fazit:
Das Essen in Japan ist Spitzenklasse. Wenn der Geldbeutel mitmacht, dann kann man sicherlich hier weltweit mit am besten essen gehen. Der Geldbeutel wird beim Essen in den Supermärkten geschont, allerdings ist der Flair dahin. Und betrinken in Japan ist allein aus Kostengründen keine gute Idee.
Übrigens: Sushi in unserem Berliner Restaurant ist fast so gut wie hier vor Ort und kostet doch weniger.